Neue Behandlung bei Lungenkrebs 

Wien/Boston - Bei der weltweit tödlichsten Krebserkrankung, dem Lungenkarzinom, belegen neueste Studien den Wert einer neuen Behandlungsstrategie: Immuntherapie vor und nach einer Operation. Die neueste Studie dazu ist jetzt im New England Journal of Medicine erschienen.

28. Oktober 2023 | News International
Gesellschaft

Wenn eine zusätzliche medikamentöse Behandlung im Falle eines Tumorleidens erfolgt, spricht man nach dem chirurgischen Eingriff von einer „adjuvanten“ Therapie zur Beseitigung eventuell noch vorhandener bösartiger Zellen und zur Vermeidung von RĂĽckfällen. Seit langem gibt es aber auch eine „neoadjuvante“ Strategie, um die durch die Medikamente den Tumor schon vor der Operation möglichst klein zu machen.

Beides könne die Behandlungsresultate bei Patienten mit operablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen verbessern, schrieben jetzt der US-Onkologe John Heymach (M.D. Anderson Cancer Center (Houston/Texas) und die Co-Autoren der neuen wissenschaftlichen Untersuchung in der angesehensten medizinischen Fachzeitschrift der Welt, dem „New England Journal Medicine“ (23. Oktober). „Behandlungen rund um die Operation (vor- und nachher; Anm.) könnten die Vorteile beider Strategien kombinieren und die Langzeitergebnisse verbessern“, stellten die Fachleute, als Co-Autor auch Maximilian Hochmair von der Klinik Floridsdorf, fest. Auch Onkologen vom Landeskrankenhaus Feldkirch waren beteiligt.

In die wissenschaftliche Untersuchung wurden insgesamt 802 Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom in den operablen Stadien II bis IIIb aufgenommen. Untersucht wurde, ob eine Immuntherapie mit einem sogenannten Checkpoint-Inhibitor zusätzlich zur herkömmlichen Chemotherapie einen positiven Effekt hat. Zum Einsatz kam der monoklonale Antikörper Durvalumab. Das Medikament hemmt das PD-1-Oberflächenmolekül auf den Krebszellen und macht die bösartigen Zellen für das Immunsystem wieder erkenn- und angreifbar. 2018 wurden die wissenschaftlichen Arbeiten zur Entwicklung solcher Therapien mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.

Die Hälfte der Patienten erhielt die Chemotherapie vor dem chirurgischen Eingriff und ein Placebo für Durvalumab (vor dem Eingriff und nachher), die andere Hälfte die Chemotherapie plus das Immuntherapeutikum vor der Operation, danach folgte eine weitere Behandlung mit Durvalumab (Vergleichsgruppe: Placebo). Die Ergebnisse waren ausgesprochen positiv: Unter der zusätzlichen Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper kam es um 32 Prozent seltener zu einem Rückfall oder Versterben der Betroffenen. Nach zwölf Monaten lebten noch 73,4 Prozent der Probanden, die das Immuntherapeutikum erhalten hatten, hingegen nur 64,5 Prozent der Patienten aus der Vergleichsgruppe.

Zusätzlich stellte sich heraus, dass bei 17,2 Prozent der Gewebeproben nach der Operation und nach Chemotherapie-Immuntherapie vorher keine lebenden Karzinomzellen mehr entdeckt werden konnten. In der Vergleichsgruppe war das nur bei 4,2 Prozent der Fall. Die Wissenschafter: „Bei Patienten mit operablem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen bringt Durvalumab rund um die Operation plus Chemotherapie vorher eine signifikant verbessertes Ăśberleben ohne krankheitsbedingten Ereignisse (…).“ Die Verträglichkeit seit gut gewesen.

Diese wissenschaftliche Studie reiht sich in ähnliche mit anderen Immuntherapeutika wie Durvalumab ein, die in jüngster Zeit, zum Beispiel beim europäischen Krebskongress (ESMO 2023/Madrid), vorgestellt worden sind. Das Problem liegt aber darin, dass die meisten Lungenkarzinomerkrankungen erst im späten und nicht mehr operablen Stadium erkannt werden. 

(APA)



Lungenkrebs wird oft zu spät erkannt.

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